Groningen, Aa-Kerk


 
Groningen
Der Aa-kerk


Neubau 1702

IIIP/40

Dies ist die einzige große Orgel Schnitgers mit vollständig erhaltenen Prospektpfeifen. Ursprünglich erbaut für die Universitätskirche, der vormaligen Broerekerk der Franziskaner, mit 32 Registern auf Rugwerk, Hoofdwerk, Borstwerk und Pedaal.

Das Gehäuse und die Empore mit Portal fertigte Allert Meijer, Groningen.

Schnitger verwendete auch hier Register der Vorgängerorgel von Hendrick Hermans van Loon und Andreas de Mare von
1679, die schon ihrerseits älteres Material verwendet hatten.

Eigentlich hatte Schnitger für die Aa-Kerk bereits
1697 ein kostbares Werk mit IIIP/40 erbaut. Dieses fiel 1710 leider dem Turmeinsturz zum Opfer. Immerhin existiert noch eine Entwurfszeichnung Schnitgers, bei der man eine ungefähre Vorstellung von deren Prächtigkeit bekommt.

Die Aa-Kerk blieb dann über 100 Jahre ohne Orgel. Als dann 1814 die Academiekerk der katholischen Kirche übergeben wurde, schenkte König Willem I. der Aa-Kerk die Schnitger-Orgel.

Nach mit den Umbauten und Ergänzungen durch Timpe, van Oeckelen und Doornbos entstand eine gewachsene Substanz, der man sich aber zuletzt kaum bediente.

Die seit den 1990er Jahren bestandenen Meinungsverschiedenheiten über die Art einer Restaurierung wurde 2002 dahingehend entschieden, dass der Zustand nicht verändert und die Orgel einer konservierenden Restaurierung unterzogen wird. Im Oktober 2011 waren diese Arbeiten abgeschlossen und in zwei Festwochen die Wiedereinweihung gefeiert.

Damit bleiben der gewohnte Klang und die wieder geschätzten Zufügungen des 19. Jahrhunderts dieser weltbekannten Orgel mindestens der nächsten Generation erhalten.
 
Es ist eine der wenigen erhaltenen Stadtkirchenorgeln Schnitgers. Bereichert wird sie durch die gute Akustik in der Aa-Kerk.
 
 
Von Schnitger sind:
Gehäuse, Prospektprinzipale von Rp, Hw und Pedaal, Register, Windladen
von Rp und Pedaal (Boven-Ped.)

Die Chronik siehe unten
 


 
I. Rugpositief II. Hoofdwerk III. Bovenwerk Pedaal
Quintadena
Praestant
Gedekt
Octaaf
Roerfluit
Gemshoorn
Sifflet
Scherp IV-V
Trompet
Dulciaan
16
8
8
4
4
2
1 1/3
 
8
8
s(m)
s
s
m
m(t)
s
t/m
m/s
t
s(m)
Praestant
Bourdon disc.
Octaaf
Salicionaal
Holpijp
Octaaf
Nachthoorn
Nasard
Octaaf
Cornet V disc.
Mixtuur III-V
Trompet
Trompet
 
16
16
8
8
8
4
4
2 2 /3
2

 
16
8
s(m)
o
m
o
m
m
o
d
m/s
o
o/d
o
s
Praestant
Holfluit
Viola di Gamba
Octaaf
Fluit
Fluit
Flageolet
Clarinet
(ex Vox humana
von Schnitger)
8
8
8
4
4
2
1
8
t/s
t
t
t/o
t
t
d
(s)/o
Bourdon
Subbas
Quint
Prestant
Holpijp
Octaaf
(Mixtuur,leer)
Bazuin
Trompet
Trompet
(Cornet, leer)
16
16
10 2/3
8
8
4

16
8
4
(2)
m
o
o
s
d
m
 
d(r)
s
s
10

13

8

9
 
m = de Mare/v.Loon 1679 oder 16.Jahrh.
s = Schnitger 1702
t = Timpe 1815
o = v.Oeckelen 1858
d = Doornbos
r =  Reil
( ) = Ergänzungen/Anteil
(Angaben nach Fock/Reil)

Stimmung gleichstufig (bisher)
Tonumfang: Rugpositief CDEFGA-c3, Hoofd- u. Bovenwerk C-c3, Pedaal C-d1

1814 Schenkung der Orgel an die Aa-Kerk durch König Willem I.

1815 Übertragung in die Aa-Kerk durch Johann Wilhelmus Timpe
Um die große Westwand besser auszufüllen, wurde das Untergehäuse verbreitert und neue Figuren durch den Bildschnitzer Mathijs Walles angebracht. In der Aa-kerk war allerdings weniger Tiefe als vorher vorhanden. Das Hauptgehäuse wurde soweit wie möglich nach vorn gesetzt, um Platz für die Bälge dahinter zu schaffen. Dies führte wiederum zu engen Verhältnissen am Spielschrank und zusätzlichen Stützsäulen.

1830 Umbau durch Timpe
Neues Bovenwerk mit 8 Stimmen statt Borstwerk, Dispositionsänderungen. Nun III/35.

1858 Umbau durch Petrus van Oeckelen
Neue Windladen im Hw für 13 Stimmen und kompletter große Oktave, dazu neue Register.
Zusatzlade im Pedal unten für 3 neue Register und eine Sonderlade für Cis und Dis
Neue Klaviaturen und Teile der Mechanik, Registerknöpfe
Die Bälge wurden nun im Turm untergebracht. Jetzt III/41.
 
Arbeiten durch Jan u.Klaas Doornbos:
1919 Neuer Magazinbalg

1924 Bovenwerk in Schwellkasten gestellt, Voix celéste auf pneumatischer Kegellade

1935 Bazuin 16 und Mixtuur im Pedal neu, auf pneumatischer Kegellade. Die Schnitger-Mixtuur war unbekannt verloren gegangen.

1939 Dispositionsänderung: Statt Quint 6 von Oeckelen Nasard 2 2/3. Änderung der Zusammenstellung der Mixtuur im Hw.

1977 Teil-Abbau der Orgel wegen Restaurierung der Kirche

1989-90 Wiederaufbau durch Gebr.Reil, Heerde
Restaurierung der Schnitger-Windladen

1997 Zweite Phase der Restaurierung, wieder Abbau der Orgel durch Reil

Wegen Streitigkeiten über das Ziel einer Restaurierung, wurden die Arbeiten zunächst nicht weitergeführt.
Es hatten sich zwei Parteien und Ziele gebildet:
1) Restaurierung in Annäherung an den Zustand von 1815, aber unter Verlust der Zubauten von v.Oeckelen

2) Belassen der Orgel in ihrem jetzigen, gewachsenen Zustand mit einer konservierenden Restaurierung

Der Streit wurde 2002 gerichtlich zugunsten 2) entschieden: Die Orgel wird im jetzigen Zustand wieder aufgebaut und restauriert.

Am 14.Oktober 2011 wurde die Orgel mit einem Festprogramm wieder in Gebrauch genommen.