Neuenfelde, St.Pankratius


 
Neuenfelde
St.Pankratius, luth.

Neubau 1688

IIP/34

Arp Schnitger hatte spätestens seit seiner Heirat 1684 enge Beziehungen nach Neuenfelde. Nachdem dort die neue Kirche St.Pankratius errichtet worden war, erhielt er den Auftrag für die neue Orgel. Vorerst sollte er aber noch die alte Orgel wieder aufstellen.
Weil die Ausmalung der Kirche noch einige Zeit in Anspruch nahm, konnte die Fertigstellung seines Instruments erst 1688 erfolgen.
Die Orgel in Neuenfelde gehört zusammen mit Estebrügge zu den größten zweimanualigen Werken Schnitgers und war ein völliger Neubau.

Im 19. Jahrhundert fand ein Umbau entsprechend des Zeitgeschmacks statt, der aber nicht so folgenschwer ausfiel wie in anderen Orten.
Die schnitgerschen Verhältnisse wurden im 20. Jahrhundert wieder hergestellt. Dieser Zustand war zwar befriedigend, eine Restaurierung nach den heutigen Erkenntnissen und Möglichkeiten jedoch angestrebt. Im April 2014 wurde der Vertrag zur Restaurierung durch die Werkstatt Kristian Wegscheider, Dresden unterzeichnet.
Die Wiedereinweihung war am
11. Juni 2017.
   
Von Schnitger sind:
Gehäuse, Prospektprinzipale, 15 Register vollständig oder überwiegend, Windladen, Manualklaviaturen, 6 Keilbälge
 


I. Rückpositiv II. Oberwerk Pedal
Quintadena
Gedact
Principal
Plockfloit
Quintfloit
Octav
Sexquialt 2f.
Tertzian 2f.
Siefloit
Scharf 4-5f.
Trechter Regal
8
8
4
4
3
2

 
1 1/2

8
s29 w16
s17 w28
s
s41 w4
s28 w17
s28 w17
w
w
w
w
w
Quintadena
Principal
Rohrfloit
Octav
Spitzfloit
Nasat
Octav
Spielfloit
Rauschpfeif 2f.
Mixtur 5-6f.
Cimbel 3f.
Trommet
Krummhorn
 
16
8
8
4
4
3
2
2
 
 
 
8
8
s
s
s
s
s
s42 w3
s
s44 w1
s84 w6
w
w
s33 w12
w
Principal
Octav
Octav
Floit
Nachthorn
Rauschpfeif 2f.
Mixtur 5-6f.
Posaun
Trommet
Cornet
16
8
4
4
2
 
 
16
8
2
s
s
s
s24 w1
s1 w24
s7 w43
w
w
w
w
11 13 10
 
s = ganz Schnitger 1688
w = ganz Wegscheider 2017
s ... w = Zahl Pfeifen Schnitger / Rekonstruiert Wegscheider

Stimmung modifiziert mitteltönig: von B bis E-Dur gleich große, geschärfte Terzen
Tonumfang CDEFGAB-c3/CDE-d1

1750 Dispositionsänderung durch Jacob Albrecht, Lamstedt:
Krummhorn 8 aus dem Ow ins Rp statt Trichterregal 8, im Ow eine neue Vox humana 8.
Die weiteren beauftragten Arbeiten wie Reparatur, Intonation und Stimmung wurden offenbar so mangelhaft ausgeführt, dass sie später zum Rechtsstreit führten.
 
Diese Mängel konnten in der Folgezeit erst durch Paul Geycke aus Hamburg behoben werden. Auch waren statische Probleme aufgetreten.
 
Mindestens bis
1809 Pflege durch Georg Wilhelm Wilhelmy und dessen Sohn.
 
1823 Reparatur. Keilbälge neu beledert, Abstützung des Rückpositivs durch Pfeiler, Foliieren der Prospektpfeifen und evtl. erste Farbfassung des Gehäuses.
 
1867 Umbau durch Johann Hinrich Röver, Stade:
Stilllegung des Rückpositivs. Neues Hinterwerk mit 6 Registern, unter Einbeziehung von Gedackt 8 und Blockflöte 4 von Schnitger, 3 Register bleiben im Rp
 
1886 Weitere Änderungen durch den Sohn Heinrich Röver:
Er ersetzt weitere Register (nicht ganz geklärt): Mixtur und Cymbel in OW, Mixtur und Cornet im Pedal.
 
1911 Wird die Orgel als unspielbar bezeichnet. Ein Neubau scheiterte aber an Geldmangel.
 
1926 Erste Restaurierung durch Hans Henny Jahn, Hamburg und Karl Kemper, Lübeck
Das Rp wird wieder hergestellt. Fehlende Schnitgerpfeifen werden durch Bestände von Kemper aufgefüllt.
Trotzdem ist dabei Pfeifen-Substanz verloren gegangen.
 
1938
Erneuerung fast aller Mixturen und Zungen durch Paul Ott
 
1951
Arbeiten durch Rudolf von Beckerath, Hamburg:
Beseitigung von Feuchtigkeitschäden
Änderung der Spieltraktur und neue Vox humana im Hw, nach dem Vorbild St.Jacobi in Hamburg, Neue Registertraktur und Spieltraktur im Rückpositiv
Einrücken des Pedals in das Gehäuse
Auch hier ist historische Substanz verloren gegangen.
 
1955
Herabsetzung des Winddrucks und Intonation durch Paul Ott
 
1978
Abschluß einer längeren Restaurierungsphase durch Paul Ott
Windladen abgedichtet, Pfeifen repariert, Trakturänderungen von 1951 rückgangig gemacht,
alte Balganlage reaktiviert.
Immerhin war die Orgel seitdem immer im spielbaren Zustand.
 
2011
Auftragsvergabe zur Restaurierung an die Werkstatt Kristian Wegscheider, Dresden.
 
2015
Beginn der Arbeiten mit dem Ausbau des Werkes  
 
2017
Im Juni Abschluß der Restaurierung. Zusammenfassung der wesentlichen Arbeiten:
Stabilisierungsmaßnahmen am Gehäuse
Entfernen der Stützbalken am Rückpositiv, Einziehen von Stahlbändern
Entfernen der Marmorierung und Beibehaltung der rotbraunen Farbfassung von 1823
Wiederanlegen des Stimmgang-Gehäuses hinter dem Oberwerk
Neu-Foliieren der Prospektpfeifen
Sortierung der noch zu verwendenen Pfeifen, Reinigung und Reparatur
Reparatur der Windladen
Neue Spieltraktur für Rückpositiv und Pedal nach Vorbildern
Reparatur der Registertraktur
Neues Gestell für die Bälge und Regulierung
Überareitung der Windkanäle, neu für das Rückpositiv
Ausgleichsbälge im Pedal und Rückpositiv