Marienmünster

 
Marienmünster

Ehemalige Abteikirche, kath.

1738 Johann Patroclus Möller, Lippstadt, IIIP/44


Gegründet 1128 hat die Abtei durch die Jahrhunderte viele bauliche Veränderungen und Erweiterungen erfahren. 1803 wurde das Kloster säkularisiert.
Die Abteikirche ist heute katholische Pfarrkirche.

Dass die Orgel so in unsere Zeit kam, war nicht zuletzt auch ein Verdienst des langjährigen Lehrers und Organisten Albert Bollens, der sich 1841 wegen der Orgel nach Marienmünster versetzen ließ und sich bis zu seinem Tod 1894 um sie kümmerte.

Ein erster umfassender Umbau erfolgte
1921, dann ein Zweiter 1967
.

Es ist das am besten erhaltenste Werk Möllers. 22 Register sind ganz und 14 teilweise original. Dies sind auschließlich die Labialstimmen, die trotz vieler Umbauten noch gut erhalten sind. Auch befindet sich die Orgel noch an ihrem originalen Platz.

Im Oktober 2010 begannen die Arbeiten der umfangreichen Überholung und Restaurierung durch die Firma Muhleisen aus Straßburg.

Am 23.November 2012 wurde die Orgel wieder eingeweiht und ist seitdem ein bedeutendes Beispiel westfälischer Orgelbaukunst.
Die Chronik zum Instrument siehe unten
 

 
I. Rückpositiv II.  Hauptwerk III. Brustwerk Pedal
Principal
Gedact
Octav
Rohrflöte
Quinte
Quintflöte
Super-Octav
Waldflöte
Sesquialtera 2f
Mixtur 4f
Fagott
Hautbois
   
8
8
4
4
3
3
2
2 /re
/re
/re
16 m/b/mu
8 m/b/mu
   
Principal
Octav
Viola di Gamba
Gemshorn
Quinte
Octav
Flöte duis
Tertia
Cornett 3f
Sesquialtera 3f
Mixtur 5f
Cimbal 4f
Trompet
Vox humane

 

16
8
8 /re
8
6
4
4
3
4 /re
/re
/re
mu
8 m/b/mu
8 m/b/mu
   
Quintadena
Flöte traverso
Gedact
Octav
Quinte
Flageolett
Mixtur 3f
Krummhorn
8
8 /mu
4
2
1 1/2 /mu
1 1/2

8 m/b/mu
   
Principal
Subbass
Octav
Gedactbass
Nachthorn
Choralflöte
Mixtur 6f
Posaune
Trompet
Cornett
16
16 /mu+
8 /mu
8 /mu+
4
1 /mu

16 m/b/mu
8 m/b/mu
2 /mu
11 12 12 13
/re = teilweise Rekonstruktion 2012
m = Möller 1738
b = Breil 1966
mu = Muhleisen 2012
mu+ = Zusatzregister auf separater Lade Muhleisen 2012, nach Döhre 1878
Ohne Bezeichnung: Möller 1738
 
Manuale C,D-c3, Pedal C-d1 (überliefert !)
Schiebekoppel Rückpositiv an Hauptwerk
Winddruck 63 mm WS
Stimmung ungleichstufig mit Quintminderung um 1/6 pythagoräischem Komma

1626 erste Erwähnung einer Orgel in einem Bericht über Zerstörungen durch Militärtruppen.

1679 Neubau durch Andreas Schneider aus Höxter
Ein einmanualiges Werk mit 12 Registern, in das vermutlich erhalten gebliebene alte Gehäuse.
Dieses Werk steht heute, durch Möller 1738 erweitert, in der ehemaligen Benediktinerabtei Gehrden bei Brakel.

1738 Neubau durch Johann Patroclus Möller, Lippstadt
Wie bei Möller vielfach üblich, im geschlossenen und gebogenen Barockprospekt ("..Facietät eines halben Monden..").
Die 34 Register von Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal standen auf Springladen.
Nur das Brustwerk hatte aus Platzgründen eine Schleiflade.

1770/1796 Reparaturen

1823 Reparatur durch Armold Isfording, Dringenberg

1856 Sanierung durch Albert Bollens, nach den enstandenen Schäden beim Turmumbau.

In den folgenden Jahrzehnten finden Arbeiten durch Andreas Döhre, Steinheim statt:

1879 Renovierung und Umbau auf Vorschlag Bollens.
Kleine Dispositionsänderung, u.a. Subbass 16 und Gedackt 8 auf separater Lade hinzugefügt.
Im Mittelturm Inschrift: "Rep. A.Döhre 1879"

1891 5 Register repariert
1896 Choralflöte 1 im Pedal entfernt, neues Gebläse
1903/04
Gehäuse vergrößert, Mechanik und Windanlage überholt

1912 Staniol (Silberfolie?) von Prospektpfefen entfernt und mit Silberbronze gestrichen durch Wilhelm Friedrich Stegerhoff, Steinheim

1921 Erster Umbau und Renovierung durch Anton Feith, Paderborn
Trotz erheblicher Eingriffe wurde die Grundsubstanz gewahrt.
- Umbau der Springladen von HW und Pedal zu Schleifladen, im RP in eine Kegellade
- Neuer Spieltisch
- einige Prospektpfeifen nun stumm, Ersatz durch Innenpfeifen
- Neuer Subbass 16 (?), oder Salicional 8 ?
- Stiefel, Kehlen und Zungen der Linguale nach historischen Vorbildern erneuert
- Gleichschwebend gestimmt
Die Maßnahmen fanden in der damaligen Fachwelt Beachtung (->beginnende Orgelbewegung).

1966/67 Restaurierender Umbau durch Franz Breil, Dorsten, unter denkmalpflegerischer Leitung von Prof.Rudolf Reuter (1920-1983), Münster. Dabei war die "Rückführung in den Originalzustand" als Ziel gesetzt. Verwendet wurde nach damaliger moderner Auffassung auch Kunststoff und Aluminium. Die wesentlichen Arbeiten:
- Traktur erneuert
- Gehäuse verkleinert und Zugang zur Empore verlegt
- Neue Windlade im RP
- Pfeifen repariert, dabei aber nicht die Materialtreue gewahrt
- Alle Zungen, Kehlen, Stiefel und Nüsse durch Giesecke, Göttingen neu
- In die Labiale relativ wenig Eingriffe (Anlängungen/Kürzungen, Bärte)

2003 Eine Prospektpfeife, Cis des Principal 16 drohte herabzufallen. Sie wurde durch Klais, Bonn stabilisiert.
 
2010 Beginn der Überholung und Restaurierung durch Muhleisen, Strasbourg , unter Führung des Bau- und Liegenschaftsbetriebs Nordrhein-Westfalen, da Orgel und Kirche im Besitz des Landes NRW sind - und die vorgesehene Summe von 1,2 Mio. Euro auch bezahlt.

2012 Wiedereinweihung am 23.November
Ziel war die Wiederherstellung eines ursprünglichen Zustands, der sich nachweisen oder als wahrscheinlich und nachvollziehbar darstellen läßt. Dies alles ohne Vorgabe und Klangvorstellung, sondern allein resultierend aus den Ergebnissen der umfangreichen Voruntersuchungen herbeigeführter Entscheidungen. Hinsichtlich der Windladen bestand der Konsens, nicht wieder auf Springladen zurückzukehren, sondern den Bauzustand von 1921 beizubehalten. Die Arbeiten im wesentlichen:
- Untersuchung der gesamten Anlage, inkl. akustischer Messungen
- Restaurierung des Pfeifenwerks und historische Zuordnung
- Restaurierung bzw. Rekonstruktion der Windladen und Einordnung in ihre frühere Position (Pedalladen wieder hinten)
- Anfertigen eines völlig neuen Unterbaus, wieder mit den beidseitigen Durchgängen zum Spieltisch
- Neue Traktur, zum Teil nach in Büren aufgefunden Originalteilen
- Neue große Keilbalganlage in 3 Betriebsarten: Menschenkraft, pneumatische Hebel, Windmotor
- Neuentwurf der Mixturen im Hauptwerk mit einem Terzchor im Cimbal
- Entscheidung für ungleichstufige Stimmung mit Quintminderung um 1/6 pythagoräischem Komma
, aufgrund Mensuren-Vergleich

Für eine umfassende Information wird die Festschrift empfohlen.